Vom ersten bis zum vermeindlich letzten Auftritt...
Unmittelbar nach dem gemeinsamen Urlaub, am 17.8.
1985
erfolgt der erste Auftritt bei dem von Bernd Thomas organisierten Punkfestival in Lorsch. Ein Mitschnitt des Konzerts gelangt über bis heute ungeklärte Wege nach Nürnberg zu Florian Schück, welcher sich schriftlich meldet und zunächst ein Konzert in Fürth im Lindenhain organisiert. Im Wohnzimmer des Elternhauses des Bassisten werden die bisherigen Werke mittels eines 4-Spur-Gerätes aufgezeichnet und auf ein Tape mit dem Titel "Auch Louis empfiehlt" gebannt. Es folgen weitere Konzerte in Osnabrück und Wetter.
1986
Florian Schück drängt auf eine Vinylveröffentlichung. In dem Provinzstudio Rock City in der Nähe von Mainz wird unter Anleitung der produzierenden Hippies im Frühjahr die erste EP "Unser größter Fehler" eingespielt, und auf dem Label von Florian Schück "Herbe Scherbe Records" veröffentlicht. Die Resonanz ist mehr als positiv. Trompeter Uli hat allerdings keine Lust mehr und erklärt seinen Rücktritt. Dies bedeutet für den Rest, dass man zum Ausgleich dieses Verlusts das eigene Instrument halbwegs erlernen muss. Es kommt zu weiteren Konzerten nunmehr auch im süddeutschen Raum, darunter ein absolut chaotischer Gig in Sindelfingen, der von einem gewissen Müsgüb organisiert wird. Gleichzeitig wird fleißig im endlich gefundenen Proberaum in Neuwied geübt. Gegen Ende des Jahres sind genügend neue Stücke vorhanden, um die erste LP einzuspielen.
1987
Im Januar und Februar 1987 wird aus heute nicht mehr ganz nachvollziehbaren Gründen nur an den Wochenenden die erste LP "Teujahatelitanjak" im Masterplanstudio in Hildesheim eingespielt. Unter der Woche nehmen die Spermbirds ihre erste LP auf (mit dem Frohlix Schlagzeug, so dass dieses wenigstens in den Hardcore Himmel kommt). Ein komplettes Wochenende geht allein fast für das Einsingen der unzähligen Oh-Chöre drauf-alle mehr oder weniger falsch-was bei dem Studiovater Stefan Grujic nach eigenen Angaben dazu führt, dass er sogar noch nachts davon träumt, und froh ist, wenn die Spermbirds montags wieder komen. Die ganze Sache wird eine zähe Angelegenheit und dauert viel länger als zunächst geplant. Die dementsprechend höhere Studiorechnung geht wiederrum an Herrn Florian Schück nach Nürnberg. Die Platte verkäuft sich wider Erwarten dann sehr gut. Es folgen mehrere Konzerte, vornehmlich in Mitteldeutschland, bis man sich gegen Mitte des Jahres entschließt sich aufgrund musikalischer, nicht ausräumbarer Differenzen von Schlagzeuger Wolfgang zu trennen. Ein Nachfolger ist relativ schnell gefunden. Am 14.8.1987 hat Tommy aus dem schönen Westerwald seinen Liveeinstand in Kassel. Und eben dieser Tommy bringt derart viele Ideen mit, dass man sich bereits im Herbst wieder ins Masterplan-Studio begibt, um die Mini-LP "Reign in ketchup" einzuspielen. Diesmal übrigens fast ohne Oh-Chöre, was vom Masterplaner Stefan mit Erleichterung festgestellt wird. Es folgen wiederum Konzerte, diesmal vorwiegend in Süddeutschland. Das Jahr findet seinen Abschluss ebenso wie im Vorjahr im Jugendhaus in Geislingen.
1988
Genau wie das Vorjahr beginnt 1988 mit dem Neujahrsspringen bei Familie Suldinger in Geislingen. Dem ersten Konzert in der eigentlichen Heimatstadt Mainz folgt an Ostern die erste selbst organisierte Tour, gemeinsam mit der Kollegen von Schließmuskel, die etwa um die gleiche Zeit loslegen wollten, so dass man sich am zweckmäßigsten gleich zusammentut. Leider erscheint die Mini-LP "Reign in ketchup" viel zu knapp vor der Tour, und ist von daher noch zu unbekannt. Die Tour verläuft chaotisch, aber so ist das eben, wenn man alles selbst macht. Noch während der Tour kommt die Idee auf, ein Platte allein mit Liedern aus den Pippi Langstrumpf Filmen aufzunehmen, und so geht es nach der Tour und nach diversen Proben erneut nach Hildesheim ins Masterplan Studio, um die Single "Heute singen wir mit Pippi" einzuspielen. Diesmal wird der Chor durch 5 bekannte Wuppertaler Suffköppe sowie die Abstürzenden Brieftauben verstärkt, die aus dem benachbarten Hannover im Studio vorbeischaun. Ebenso mit von der Partie, die Geschwister Fürchterlich, Maren aus Wuppertal und Gunda (ex Die Mimmi´s) aus der Nähe von Bremen. Die erstmals auch auf eigenem Label (Yokel Records) herausgebrachte Single schlägt diesmal derartig ein, dass man über Wochen in Bestellungen absäuft und völlig den Überblick verliert. Von den Konzerten ist erwähnenswert der Gig in der Wuppertaler Börse, bei welchem, wie sich später herausstellt, eine gewisse Sybille Waury anwesend ist. Das Jahr endet diesmal mit einem Konzert an Heiligabend im Zickzack in Wiesbaden.
1989
Nach diversen Einzelkonzerten erfolgt wiederum an Ostern die zweite ebenfalls völlig selbst organisiert Deutschlandtour. Sie verläuft nahezu genauso chaotisch wie die erste im Vorjahr. In Sachen Lindenstraße überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. Sybille Waury (alias Tanja Schildknecht) hat Produzenten Hans Geißendörfer zwischenzeitlich berichtet, dass offensichtlich auch die Subkultur gefallen an der Serie empfindet. Daraufhin werden die Frohlix zur musikalischen Untermahlung des Sommerfestes der Schauspieler nach Köln geladen. Einzige Bitte ist, dass man ein auch Lied über Alf spielt, weil irgendjemand aus dem Lindenstraßenteam totaler Alf Fan ist. Kein Problem- es wird das Stück "Er hat den längsten Schwanz der Welt (und das ist was ihr so gefällt)" einstudiert und zusammen mit dem üblichen Programm und natürlich "Dem Lied zum Sonntag" beim Sommerfest zum Besten gegeben. Die Begeisterung der Schauspieler ist sehr geteilt, Onkel Franz hält sich die Ohren zu, aber Else Kling ist schwer begeistert. Überhaupt ist auffällig, dass sämtlichen anwesenden Schauspielern ihre Rolle ziemlich aufs Hirn geschlagen zu sein scheint, da sie auch privat ein ähnliches Verhalten an den Tag legen wie in der Serie, mit Ausnahme von jener Else Kling bzw. Annemarie Wendl, die sich als das 100 % Gegenteil ihrer Rolle und absolut sympatisch offenbart. Es folgt eine WDR Produktion, bei welcher die Frohlix ihr Stück "Das Lied zum Sonntag" oder "Wir warten auf die Lindenstraße", wie es nunmehr mehrheitlich genannnt wird, vor dem Kiosk in der Lindenstraße in Köln zum Besten geben, ein Buch über die Lindenstraße, in welchem auch die Frohlix ihren Senf dazugeben, und schlussendlich die Compilation "Wir warten auf die Lindenstraße", welche im Preußentonstudio in Berlin aufgenommen wird. Letzteres Werk wird von Hagen von den Ärzten produziert, und gleichzeitig von ihm als Abschlussarbeit seines Studiums verwurstet. Bereits vor den Aufnahmen im Preußentonstudio hatte man im Vielklangstudio in Berlin eine zweite LP/CD Produktion eingespielt. Die Aufnahmen sind jedoch insgesamt unbefriedigend und werden auch aufgrund des Songmaterials als für eine Neuerscheinung nicht ausreichend erachtet, so dass alles erst einmal auf Eis liegt. Es werden sodann neue Stücke komponiert, eingeprobt, und man begiebt sich Ende 1989 erneut ins Studio, diesmal ins Joswig Studio Düsseldorf, wo etwa die Stunde X LP aufgenommen worden war. Das Ergebnis stellt diesmal alle zufrieden. Die neue Veröffentlichung heißt "Durchgeknallt". Die besten Aufnahmen aus dem Vielklang Studio Berlin bilden die erste, die aus Düsseldorf die zweite Seite der LP. Musikalisch nunmehr rundum zufrieden, misrät dafür aufgrund persönlicher Antipatien zwischen dem neuen Labelchef Suppenkazper und dem bisherigen Frohlix-Photographen Patrick M. Jenny das nunmehr aus Geizgründen von Herrn Suppenkazper selbst entworfene Cover der Langspielplatte völlig. Für das CD-Cover wird dann wieder auf den altbewährten Fotographen zurückgegegriffen.
1990
Die neue Veröffentlichung "Durchgeknallt" erscheint Anfang des Jahres 1990 und verkäuft sich, diesmal erwartungsgemäß, sehr gut. Es folgt die bislang größte, bundesweite Tour, wieder völlig selbst organisiert, und wieder um Ostern herum. Bereits jetzt ist auffällig, dass sich einige Dinge nicht unbedingt zum Besten entwickeln. Es tauchen unter der Überschrift "Fun-Punk" plötzlich Bands aus dem Nichts mit verdächtigen musikalischen Fähigkeiten auf. Man versucht daher bereits auf der 90er Tour darauf zu achten, mit derartigen Zeitgenossen nicht zusammenzuspielen, und organisiert statt dessen lieber Konzerte mit Weggefährten wie den Bonner Jungs von Molotow Soda. Aber die Sogwirkung des künstlich erstellten und aufgeblähten Gebildes "neue deutsche Volxmusik" ist inzwischen bereits so groß, dass selbst Bands wie die Molotows hineingeraten. Das Publikum wird von Konzert zu Konzert jünger, alte Fans wenden sich plötzlich ab. Nach der sehr erfolgreichen Tour an Ostern haben alle erstmal die Schnautze voll. Es folgen noch einige weitere Konzerte, von welchen insbesondere das in der Turnhalle Bingerbrück als sehr gut in Erinnerung geblieben ist, aber nachdem Ende des Jahres die Spaltung des Publikums dennoch soweit fortgeschritten ist, dass ein Teil anfängt, Flaschen auf die Bühne zu schmeißen, erklärt Tommy seinen Austritt zum Ende des Jahres. Das letzte Konzert mit ihm sollte Weihnachten 1990 in der Bonner Biskuithalle stattfinden.
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